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Digitale Leute – Build Better Products

So lebt es sich mit und ohne Scrum: Produktentwicklung bei Invision und Breuninger in Düsseldorf

07. September 2018

Arbeitet es sich besser ohne Scrum – und warum ist Düsseldorf interessanter Standort für Unternehmen, die online Mode verkaufen? Diese Fragen beantworteten Industry Professionals im Rahmen des inzwischen sechsten Digitale Leute Meetup. Peter Kielar berichtete über zahlreiche Kniffe in puncto Produktentwicklung bei Invision, Katja Burkert bot Einblicke in die Softwarearchitektur des Modehauses Breuninger.

„Wir haben Scrum radikal abgeschafft“

peterklein

Peter Kielar ist seit etwa zehn Jahren bei Invision und hat schon so einiges erlebt: Aus dem einstigen Application and Business Consultant wurde ein Product Owner, inzwischen ist er Product Manager. Lange arbeitete das Software-Unternehmen, das SaaS-Lösungen für Call-Center anbietet, nach Scrum-Prinzipien. Davon ist man inzwischen allerdings wieder abgerückt. Anstatt dem Scrum-Guide zu folgen, halten die Developer-Teams sich nun an die “Invision-Bibel”.

Statt fester Vorlagen wie bei Scrum macht Invision „ein eigenes Ding“. Playbooks halten die Grundlagen der Zusammenarbeit fest. Transparenz und Vertrauen sind nur zwei der Aspekte. Inspiration holte sich das Unternehmen beim Toyota Production System, aus dem sich über die Jahre der Kanban-Workflow entwickelte. Dazu gehört unter anderem Jidoka: Bei großen Problemen wird die Entwicklung durchaus gestoppt, um den Fehler zu finden und zu beheben.

Unternehmen, die Scrum einsetzen, gibt Kielar einige Tipps mit auf den Weg. „Wenn man aus der Wasserfall-Welt raus will, gibt es großen Widerstand. Einfach machen hilft. Man muss ich auf dieses System einlassen!“ Wichtiger Aspekt ist auch, dass die ganze Company auf den Scrum-Zug aufspringt und nicht nur einzelne Teams die agile Produktentwicklung antesten.

Die einzelnen Developer-Teams bei Invision entwickeln Software autonom, berichtet Kielar. „Schwierig wird es, wenn Tasks aufeinandertreffen, die nicht gleichartig sind.“ Sollte man ein Programm verbessern, das die Buchhaltung entlastet, oder besser ein neues Feature für die Kunden in die Software einarbeiten? Das Dilemma löst die Firma nach dem Prinzip “Cost of Delay”: Während die Verbesserung im Controlling Kosten einspart, würde das Software-Update mehr Geld in die Kassen spülen. Die Cost of Delay-Rechnung vergleicht, welche Option finanziell vorteilhafter ist. Auf dieser Basis wird entschieden, welche Aufgabe die Developer intern priorisieren.

Breuninger: „Be Personal“ als neue Herausforderung

Katja Burkert Digitale Leute Meetup

Als Head of Software Engineering leitet Katja Burkert die Entwicklungsabteilung des Modehauses Breuninger. Rund 100 Mitarbeiter arbeiten für und mit Breuninger in der digitalen Produktentwicklung. Für jedes neue Projekt gibt es neue Scrum-Teams, die autonom arbeiten. „Für uns ist es wichtig, dass die Teams ihre eigenen Roadmaps bauen.“ Zusätzlich gibt es übergreifende Initiativen, die mehrere oder gar alle Produkte tangieren.

Ein besonders hohen Stellenwert hat gerade das Projekt “Be Personal”: Das Modehaus entwickelt derzeit kuratierte Shopping-Boxen, die auf die Kundinnen zugeschnitten sind. Die Käufer bekommen im Vorfeld eine Preview der Box und können diese individualisieren. Dafür wurde ein neues Team ins Leben gerufen, das sein Office in Düsseldorf eröffnen wird. Neben Stuttgart wird bei Breuninger dann auch in NRW an digitalen Produkten gearbeitet.

Es gibt einige Gründe, warum Breuninger nach Düsseldorf expandiert: Zum einen ist das Unternehmen bereits mit einem großen Modekaufhaus in der Stadt vertreten. Für die NRW-Hauptstadt sprach aber noch etwas anderes, erklärt Burkert: “Düsseldorf ist neben Berlin Deutschlands Modehauptstadt.” Für Be Personal werden unter anderem Stylisten benötigt, die an einem Fashion-Hotspot wie Düsseldorf besser gefunden werden können. Auch der Arbeitsmarkt für digitale Talente, die Erfahrung im E-Commerce haben, ist in der Rheinmetropole entsprechend gut ausgebildet. Auch davon möchte Breuninger profitieren.

So geht das Digitale Leute Meetup in die nächste Runde

Einen Termin für das nächste Digitale Leute Meetup gibt es noch nicht – dafür können wir euch den Digitale Leute Summit ans Herz legen: Mehr als 30 Top-Speaker aus Tech, Design und Product werden am 13. November in den Kölner Balloni-Hallen 500 Gästen Insights in ihre Workflows geben. Auf der Bühne erwarten euch digitale Professionals von Slack, Auxmoney, Holvi, SAP, Zalando und vielen weiteren Unternehmen.

Interview Summit-Speaker Nikkel Blaase: Product Discovery bei Xing
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