Stefano Sandri, Marketing Manager bei Wooga
25. Juni 2016Stefano Sandri ist ein testender und messender Marketing Manager bei Wooga. Er testet zum Beispiel welche Spieletitel gut ankommen und vertieft die AdWords Integration in den Spielen. Pflanzen und ein orthopädischer Bürostuhl gehören für ihn zu einem guten Arbeitsumfeld einfach dazu.
Vita
Stefano Sandri arbeitet seit zwei Jahren bei Wooga. Nach seinem Bachelor in Medien Management & Produktion schließt er den Master in PR & Kommunikation an, was ihn unter anderem an die University of Manchester bringt. Zurück in Deutschland arbeitet er als Marketing Manager. Ab 2014 bei Wooga.
Empfehlungen
- Mobile Gaming: Pocketgamer, VentureBeat, Gamezebo
- Startup Blogs: Berlinvalley.com, Gründerszene.de, deutschestartups.de
Erzähl doch ein bisschen über deine Rolle in deinem Team?
Wooga ist ein 2009 gegründeter Mobile-Spieleentwickler mit Sitz in Berlin. Ich arbeite als Marketing Manager und bin hauptsächlich für die User-Akquisition zuständig. Das heißt ich plane Kampagnen und manage diese über verschiedene Partnerplattformen hinweg, um möglichst viele Spieler für unsere Spiele zu begeistern. Außerdem unterstütze ich unsere Produktmanager in den Spieleteams beim A/B- Testing von Marketingmaterialien, damit diese unsere Zielgruppen noch besser verstehen.
An welchen Projekten arbeitest du im Moment?
Im Moment teste ich viele Spieletitel und Werbemittel, die wir in den kommenden Games eventuell nutzen werden. Dabei geht es hauptsächlich darum herauszufinden, welche Namen und Creatives für bestimmte Game-Genres am besten mit unseren Usern korrelieren, um das gesamte App-Packaging zu perfektionieren. Zusätzlich integriere ich Werbenetzwerke wie beispielsweise Google AdWords tiefer in unser internes System, damit wir noch bessere Tracking und Post-Install Daten für unsere Spiele bekommen.
Bitte beschreibe den typischen Arbeitsablauf, den es in deinen Projekten gibt.
Wir richten unsere Arbeit am typischen Zyklus eines Game-Launches aus. Wenn wir ein neues Spiel auf den Markt bringen, ist es sehr wichtig, bereits im Vorfeld eine strukturierte Marketingstrategie erstellt zu haben um den Impact beim Launch zu maximieren. Schon in frühen Stadien der Entwicklung der Spiele sind wir als Marketing-Team eingebunden und geben Feedback zur Positionierung und zum Packaging des Spiels. Wooga entwickelt Spiele in einer Vielzahl von Genres, insofern ist unser Beitrag zur Launchstrategie jedes Mal anders und individuell auf das Projekt zugeschnitten. Je näher der Launch rückt, desto konkreter steigen wir in die Kampagnenplanung ein, entscheiden, auf welchen Plattformen wir um User werben und welche Budgets wir hierfür einsetzen. Die Arbeit ist nicht mit dem erfolgreichen Start des Spiels erledigt, wir überwachen und optimieren unsere Kampagnen stets und versuchen so den bestmöglichen CPI (Cost per Install) für unsere Spiele zu erzielen.
Welche Softwaretools nutzt du in deinem Job?
Zusätzlich zu unseren internen Datenanalysesystemen arbeiten wir fast ausschließlich mit Google Tools, die wir in unser Systemnetzwerk integriert haben. Das macht den ganzen Workflow sehr angenehm. Wir nutzen Skype und Slack für die interne Kommunikation, Nanigans für Facebook, AdWords für Kampagnen und GitHub um Tracking zu integrieren. Allerdings sind wir in der Wahl unserer Tools und Systeme völlig frei und flexibel. Es kann sehr gut sein, dass wir heute von einem neuen, besseren Tool hören und dann wechseln. Hierfür braucht man eine starke Affinität neue Softwaretools schnell zu verstehen.
Wie sieht dein Arbeitsplatz aus, auf welche Hilfsmittel kannst du nicht verzichten?
Da mir Pflanzen sehr wichtig sind, ist mein Arbeitsplatz einer der grünsten im Büro. Ansonsten ist mir mein Arbeitsumfeld sehr wichtig, das heißt MacBook Pro mit einem zweiten Bildschirm, externes Keyboard und Maus, ein ordentlicher Stuhl für eine gesunde Haltung und nette Kollegen, mit denen man sich austauschen kann. Etwas zu naschen ist auch immer wichtig.
Gibt es Dinge, die du anders machst, als andere?
Mir ist menschliche Kommunikation sehr wichtig und ich gehe gerne direkt zu einer Person, wenn ich eine Frage oder ein Problem habe. Heute wird fast alles über Skype oder Email geklärt, da fehlt mir der zwischenmenschliche Aspekt schon sehr. Deswegen sind mir persönliche Meetings und Konferenzen wichtig. Jedes Mal wenn ich etwas persönlich kläre, merke ich, dass es viel effizienter funktioniert, als etwas über Email zu klären. Mal davon abgesehen, dass man persönlich meistens bessere Deals aushandeln kann als am Telefon.
Wann bist du zufrieden mit deiner Arbeit, wie beurteilst du den Erfolg?
Im Mobile Gaming basiert vieles auf Zahlen, nach ihnen ist Erfolg einfach zu definieren. Erreichen wir einen profitablen CPI? Featured uns Apple im App Store? Schaffen wir es eine Million User zu akquirieren? Das sind alles Fragen, die man recht einfach mit Daten beantworten kann. Für mich persönlich spielen auch Kreativität und Weiterentwicklung eine große Rolle. Wie werde ich als Team-Mitglied wahrgenommen? Wie will ich professionell gesehen werden? Wie aktiv bin ich in der Gaming-Szene? Auf welchen Konferenzen werde ich sprechen? Das sind Fragen, die man sich immer wieder stellen und vor Augen halten sollte, um sich in diese Richtung zu entwickeln.
Was ist der größte Fehler, den du bisher beruflich gemacht hast?
Dass in einer beruflichen Karriere nicht alles perfekt läuft ist klar – Fehlentscheidungen passieren und gehören dazu. Viel wichtiger ist, wie man mit ihnen umgeht und sie reflektiert. Ich sehe Fehler als nichts Negatives, wenn man daraus lernt und an ihnen wächst. Bei Wooga werden Fehler sogar als was Gutes gesehen, weil wir glauben, dass man am meisten lernt wenn man Fehler macht.
Was wissen die wenigsten über deinen Job?
Ich glaube, manche stellen sich den Job des Marketing Managers glamouröser vor, als er tatsächlich ist. Das Marketing bei einem Mobile Games Developer ist extrem zahlengetrieben und wir sitzen viel vor dem Computer, optimieren unsere Kampagnen und lösen Probleme und Herausforderungen, meistens im Zusammenhang mit der Implementierung der Werbemaßnahmen oder dem Tracking.
Was wird deiner Meinung nach in deinem Job immer wieder falsch gemacht?
Ich bin in der glücklichen Lage mit einem sehr guten Team zusammen zu arbeiten, so dass ich nicht viele Dinge sehe, die immer wieder falsch gemacht werden. Allgemein denke ich, dass es gut wäre, wenn man sich direkte, professionelle Kritik nicht zu Herzen oder gar persönlich nähme. Wenn ich an externe Partner denke, stoße ich mich häufig an der Art, mit der wir als Unternehmen von Sales Managern potenzieller Dienstleister angesprochen werden. Hierzu gehören Pitches ohne irgendeinen Bezug auf Wooga oder unsere Produkte und ohne Bemühen um den Aufbau einer zwischenmenschlichen Beziehung. Wenn man das Gefühl hat, dass es dem Verkäufer lediglich ums Verkaufen und nicht um den Mehrwert beim Kunden geht, sinkt die Bereitschaft meinerseits, mich auf das Gespräch einzulassen, massiv.
Was macht dich wahnsinnig an deiner Arbeit, wo glaubst du, geht am meisten Produktivität verloren?
Negativität. Besonders wenn es mal nicht ganz so nach Plan läuft. Hier bei Wooga passiert das eher selten, aber ich habe es schon öfters woanders miterlebt. Und ewig lange Skype-Chats zu Fragen, die man mit einem fünf-minütigen Gespräch klären könnte.
Wer oder was inspiriert dich?
Freunde und Bekannte, die in ihren Jobs erfolgreich sind und Freude haben an dem was sie tun. Darüber hinaus finde ich es inspirierend, in Berlin zu leben und zu arbeiten. In keiner anderen deutschen Stadt finden sich so viele interessante Unternehmerpersönlichkeiten in Kombination mit der vielfältigen Kultur einer internationalen Metropole.
Welche formelle Ausbildung hast du? Wie wichtig war sie für deinen heutigen Job?
Nach dem Abitur habe ich einen Bachelor in Medien Management & Produktion und einen Master in PR & Kommunikation gemacht – unter anderem an der University of Westminster. Ich glaube nicht, dass es ein bestimmtes Studium gibt, das absolut notwendig für den Einstieg in diese Industrie ist. Was ich aus meinem Studium mitgenommen habe sind vor allem die Fähigkeit komplexe Sachverhalte schnell zu erfassen und lösungsorientiert zu arbeiten. Diese Fähigkeit zum Multitasking, eine schnelle Auffassungsgabe und hohe Anpassungsfähigkeit sind unterm Strich wichtiger als ein vierjähriges Studium im Online-Marketing-Bereich. Außerdem ist es hilfreich, möglichst früh durch Praktika in den Job Einblick zu erlangen und so bereits während des Studiums praktische Erfahrung zu sammeln.
Welche Bücher und fachspezifischen Blogs würdest du anderen Interessierten empfehlen?
In dieser Industrie sind Bücher eher schwer zu empfehlen da sich alles ständig verändert. Gamingspezifische Blogs sind schon eher geeignet, in Sachen Mobile Gaming sind Pocketgamer, VentureBeat, Gamezebo, Gamasutra, The Verge und TechCrunch für mich wichtige Informationsquellen. Speziell für Deutschland und die Berliner Startup Szene sind berlinvalley.com, gründerszene.de und deutsche-startups.de wichtig.
Vielen Dank für das Interview!
Bilder: Andreas Lukoschek